Kunstmuseen am und in der Nähe des Gardasees

von Anja Weinberger

Wie geht es Ihnen in dieser Hinsicht? Ich fahre hauptsächlich wegen der herrlichen Landschaft, wegen der schon südlichen Luft und wegen Menschen und Küche an den Gardasee.

Aber ist es nicht ebenfalls herrlich, dass man selbst hier in Kunst schwelgen kann, wenn man das gerne möchte?

Mein Lieblingsmuseum am See ist das MAG in Riva del Garda, ganz dicht gefolgt vom Museo Civico in Arco. Aber auch in Salò, also am südwestlichen Ufer und in Rovereto gibt es Kunstmuseen von Rang.

Nun aber der Reihe nach.

 

Riva mit dem Torre Apponale, im Hintergrund das Museum mit Burggraben, gesehen von der Bastione, © Anja Weinberger

Das MAG, eigentlich Museo Alto Garda, logiert in der Rocca di Riva. Das ist die schöne Wasserburg inmitten der Stadt am nördlichen Ende des Gardasees. Das sehr gepflegte und immer wieder renovierte Museum besteht aus drei Abteilungen. In der Abteilung »Geschichte« wird die Entwicklung an den Gestaden des Sees von der Prähistorie bis zum 2. Weltkrieg beleuchtet. Die archäologische Abteilung beherbergt sehr interessante und zahlreiche Fundstücke von der mittleren Altsteinzeit bis zum Frühmittelalter. Man kann stundenlang in der Sammlung herumstreifen und findet immer wieder etwas Neues.

 

Mir gefällt jedoch ganz besonders die Pinakothek. Hier sind hauptsächlich Gemälde zu sehen, die zwischen dem 15. und dem 19. Jahrhundert entstanden sind. Großartig der kleine Raum mit Werken von Francesco Hayez. Immer wieder bietet das MAG auch gut kuratierte Sonderausstellungen an, wie vor Kurzem »Michelangelo und die Sixtina – Zeichnungen aus der Casa Buonarroti«.

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Anders die Galleria Civica Giovanni Segantini in Arco. Dieses kleine Museum widmet sich ganz seinem Namensgeber. Immer wieder werden neue Ausstellungen zusammengestellt, wie z.B. »Segantini e la Brianza« oder, jetzt gerade, »Verso la luce«. In den vergangenen Jahren wurde das Museum mit einigen moderne Informationsstationen versehen, die auch Kindern und jungen Menschen den Zugang erleichtern sollen. Das Museum ist untergebracht im Palazzo Panni, ganz leicht zu erreichen von einem der Parkplätze am Rande der kleinen Stadt nördlich des Gardasees. Einen Museumsbesuch kann man sehr gut kombinieren mit einer kleinen Tour durch das hübsche Örtchen.

 

Im Museo Segantini, © Anja Weinberger

Ebenfalls sehr interessant, ebenfalls neu eingerichtet und ebenfalls in schöner Lage: das MuSa in Salò. Der wirklich imposante Komplex wurde ursprünglich als Kloster erbaut und beheimatet heute eine reiche Sammlung. Eine Abteilung widmet sich ganz der Stadt Salò, seinen Einwohnern und den politischen Entwicklungen im Laufe der Jahre.

Möglicherweise am eindrucksvollsten ist jedoch der Saal, in dem man Gasparo di Salò kennenlernen kann, den einheimischen Geigenbauer. Hier sind einige seiner Schmuckstücke aus der Nähe zu betrachten. Auch interessant sind vier Graduale aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, die sehr publikumsorientiert präsentiert werden. Weiterhin kann man in einer militärischen Sammlung stöbern und in einer archäologischen.

Die eigentliche Pinakothek befindet sich in der zweiten Etage und zeigt prächtige Porträts des Fin de Siècle und Landschaftsmalerei mit deutlichen Einflüssen von Macchiaioli und den französischen Impressionisten.

Statue an der Promenade in Salò, © Anja Weinberger

Das größte Kunstmuseum im Umkreis des Gardasees befindet sich in Rovereto. Die kleine Stadt Rovereto liegt ungefähr auf halbem Weg zwischen Trient und der Nordspitze des Gardasees, direkt an der Brenner-Autobahn. Und das Museo d’arte moderna e contemporanea di Trento e Rovereto, kurz Mart, ist ein wirkliches Schmuckstück.

Nicht nur sein Inhalt ist sehenswert, sondern auch die Architektur. Mario Botta hat einen großzügigen Rahmen geschaffen für die moderne und zeitgenössische Kunst, die hier gezeigt wird. Neben Wechselausstellungen gibt es auch eine Bestandssammlung, genannt Le Collezioni.

 

Das Mart besitzt Werke u. a. von de Chirico, Sironi und dem Futuristen aus Rovereto, Fortunato Depero. Von ihm hatte jeder schon einmal ein kleines Kunstwerk in der Hand, denn er ist der Designer der kleinen, typisch italienischen Campari-Soda-Flasche mit genau einer Portion roter Glücksseligkeit.

Mart Rovereto, © Anja Weinberger

Demnächst öffnet hier eine spannende Ausstellung: Giotto und das 20. Jahrhundert. Man kann gespannt sein, was bei dieser Schau, die in Zusammenarbeit mit den Städtischen Museen Padua erstellt wird, alles zu bestaunen ist. Eröffnung dieser Kollaboration ist am 6.12.22. Schauen Sie doch einmal vorbei!

 

PS. Ein wenig weiter entfernt vom Gardasee, in Brescia, Bergamo, Mantua, Trient und Verona, sind herrliche Kunstmuseen zu entdecken. Dazu später mehr.

 

(Text vom November 2022)

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