Maria von Brabant – ein tödliches Missverständnis
von Carina Zinkeisen
Maria von Brabant – ein tödliches Missverständnis
von Carina Zinkeisen
Eine WhatsApp an den Falschen gesandt? Sicher schon mal passiert. Kein großes Drama? Man klickt einfach auf »für alle löschen« und gut ist es? Das glauben nur Sie!
Eine falsch versandte WhatsApp/ein in die falschen Hände gelangter Brief kann nämlich sehr unschön ausgehen und mit dem Tod enden, wie uns das Schicksal der Maria von Brabant nahelegt. Sie war die Gemahlin Herzog Ludwig II., eine Liebesheirat war es gewesen, eine Ausnahme im 13. Jahrhundert.
Herzog Ludwig war Anfang 1256 in der Rheinpfalz auf Kriegszug. Um ihren Mann zur Rückkehr zu bewegen, schrieb Maria ihm einen Brief und sandte auch einen an einen befreundeten Ritter. Der Bote verwechselte jedoch die beiden Briefe.
Ludwig, der als jähzornig galt, vermutete aufgrund einer missverstandenen Formulierung, dass ihm seine Frau untreu wäre. Er brach sofort nach Mangoldstein bei Donauwörth auf, wo er ohne weitere Untersuchung seine Frau gleich im Burghof enthaupten ließ. Die beiden Hofdamen, die er der Mitwissenschaft bezichtigte und die sich schützend vor ihre Herrin gestellt hatten, tötete er ebenfalls, Mechthildis stürzte er von den Burgzinnen, Helika erstach er mit seinem Dolch. Den Burgvogt, der sich geweigert hatte, Maria hinzurichten, tötete er ebenfalls wie auch den Unglücksboten, der die Briefe verwechselt hatte. Quasi ein Massenmörder. [1]
Ludwig hieß fortan euphemistisch »der Strenge«, sah aber ein, seine Frau zu Unrecht verdächtigt zu haben, was die freilich nicht mehr zum Leben erweckte, der Kopf blieb abgeschlagen. Maria von Brabant wurde im Volk wie eine Heilige verehrt, man sprach der Erde von ihrem Grab eine heilsame Wirkung zu. Ludwig suchte Sühne für seine Bluttat. Da ihn kein weltliches Gericht richten konnte, wandte er sich an den Papst. Ludwig hatte zwei Optionen: einen Kreuzzug oder ein Kloster zu bauen, entschied sich für den bequemeren und ungefährlicheren Klosterbau –der Vorgängerbau des heutigen Klosters Fürstenfeldbruck wurde von Ludwig, der nach dem Mord an Maria über Nacht vor Gram ergraut sein soll, gebaut.
Neuere Untersuchungen werfen jedoch ein anderes Licht auf den Mord. Demnach war die vermeintliche Untreue Marias eventuell nur ein Vorwand Ludwigs, sich ihr zu entledigen. Von Bedeutung ist die Verwandtschaft Maria von Brabants mit dem damaligen deutschen Gegenkönig Wilhelm von Holland, der im Januar gleichen Jahres den Tod fand. Demzufolge war der Mord eventuell politisches Kalkül, denn Ludwig hatte eigentlich den Brief gar nicht so dramatisch missinterpretieren müssen.
Maria hatte ja den Ritter Heinrich von Kyrnberg, der mit Ludwig im Felde Stand und sich in Augsburg im Winterlager aufhielt gebeten, Ludwig zu überreden, endlich zu ihr heimzukehren. Dafür war sie bereit, dem Ritter das »Du«, nach dem dieser bisher vergeblich gebeten hatte, zu gewähren. Ludwig erwischte ja aufgrund der Dusseligkeit des Boten den an Heinrich adressierten Brief und las, dass seine Gemahlin diesem das gewähren wollte, »um was er sie schon so lange gebeten habe«, und drehte vor Eifersucht durch. Er dachte nur an Ehebruch, vielleicht, weil er einen Grund brauchte, Maria zu beseitigen? [2]
Jedenfalls heiratete Ludwig am 24. Oktober 1273 in dritter Ehe in Aachen Mathilde von Habsburg, Tochter des römisch-deutschen Königs Rudolf I., sozusagen ein Upgrade. Mathilde war auch die Mutter von Ludwig dem Bayern, einem Wittelsbacher auf dem Kaiserthron, und den verehren wir Münchner immer noch, samt der Geschichte vom Affen im Alten Turm in München, der den kleinen Ludwig aus der Wiege stahl, ihm aber nichts zu Leide tat, was eine eigene Story wert ist.
[1] www.maria-von-brabant.de
[2] Hans -Günter Richardi – Burgen, Schlösser und Klöster in Bayern
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