Lindau am Bodensee

 

von Daniela Frey

Lindau liegt im nordöstlichen Bodensee und besteht aus der Insel Lindau, der zweitgrößten Bodenseeinsel und den Stadtgebieten auf dem Festland. Die Insel, auf der die Altstadt liegt, ist im Osten mit einer Brücke und im Westen mit dem Bahndamm mit dem Festland verbunden. In diesem Artikel möchte ich euch ein wenig von der Geschichte der Stadt erzählen und euch einige schöne Plätze und Sehenswürdigkeiten in Lindau zeigen.

Mittelalter & Barock: Sehenswerte Kirchen

Peterskirche

Die Peterskirche ist die älteste Kirche in Lindau und war bis zum Bau von St. Stephan die Pfarrkirche der Stadt. Um 1300 wurde die Kirche nach Westen erweitert und die ersten Wandmalereien entstanden. Nach der Reformation verlor die Peterskirche jedoch an Bedeutung und spätestens seit dem 17. Jahrhundert ist sie profaniert und diente zeitweise als Militärlager.

Heute könnt ihr in der Peterskirche Reste von Fresken aus dem 14. bis 16. Jahrhunderts sehen, die erst im 19. Jahrhundert wiederentdeckt und restauriert wurden. Die älteste Wandmalerei ist eine Darstellung des heiligen Christophorus, die vermutlich im frühen 14. Jahrhundert entstanden ist. Sehr bedeutend ist die Lindauer Passion, die in drei Reihen mit je sechs Bildern die Passion Christi und die Petrusgeschichte zeigt. Die Wandmalerei ist Ende des 15. Jahrhunderts entstanden und könnte von Hans Holbein d. Ä. (1465-1524) gefertigt worden sein.

Peterskirche © D. Frey

Außerdem ist oberhalb des Chorbogens der ehemaligen Kirche das Jüngste Gericht abgebildet und in der Apsis ist die Marienkrönung zu sehen.

Neben den sehenswerten Fresken befinden sich in der Peterskirche seit 1928 auch eine Kriegergedächtnisstätte und seit 1981 eine Gedenkstätte für die Lindauer Opfer des Nationalsozialismus.

Adresse: Oberer Schrannenplatz, 88131 Lindau

Münster Unserer Lieben Frau

Die erste urkundliche Erwähnung von Lindau findet sich in einer St. Galler Urkunde aus dem Jahre 882. Wohl zwischen 810 und 820 ist auf der Lindauer Insel ein Frauenstift gegründet worden, das neben Besitz auf der Insel auch Besitzungen auf dem Festland hatte. Zum Stift gehörte auch eine romanische Klosterkirche aus dem 12. Jahrhundert.

Im Jahre 1728 zerstörte ein großes Feuer fast den gesamten Ostteil der Insel und auch die Klosterkirche wurde bei dem Brand stark beschädigt. Von der romanischen Kirche blieben lediglich die Umfassungsmauern erhalten. In den Jahren 1748 bis 1752 errichtete Deutschordensbaumeister Johann Caspar Bagnato (1696-1757), unter Verwendung der mittelalterlichen Überreste der Klosterkirche, einen barocken Neubau. 1922 wurde der Dachstuhl des Münsters bei einem Brand mitsamt dem barocken Deckengemälde von Joseph Ignaz Appiani (1706-1785) zerstört und musste erneuert werden. Ein weiteres Unglück ereignete sich 1987 im Lindauer Münster, als die Decke der Kirche einstürzte. Das Deckengemälde von Waldemar Kolmsperger (1852-1943), der nach dem Brand 1922 ein neues Deckengemälde gefertigt hatte, konnte rekonstruiert werden.

Münster © D. Frey

Münster © D. Frey

Von den Arbeiten Appianis sind noch die Deckengemälde in den Quertonnen des Langhauses erhalten. Außerdem hat das Lindauer Münster zwei Orgeln, die zu den größten Orgelanlagen in Süddeutschland zählen. Sehenswert ist auch der Hochaltar mit dem Altarblatt, das 1752 von Franz Georg Hermann (1692-1768) gefertigt wurde. Es zeigt die Anbetung der Weisen aus dem Morgenland.

Adresse: Fischergasse 12, 88131 Lindau

St. Stephan

Neben dem Münster steht die evangelische Kirche St. Stephan. Als die Peterskirche für die wachsende Lindauer Bevölkerung zu klein wurde, ließ man 1180 die Kirche St. Stephan erbauen. Aus dieser Zeit stammen noch die südliche Chorwand und der Turmsockel. Um 1500 wurde die Kirche erweitert und erhielt im späten 18. Jahrhundert ihre Rokokoausstattung. In St. Stephan wurde während der Reformationszeit 1525 erstmals das Abendmahl in beiderlei Gestalt gefeiert.

Vor dem Hauptportal steht seit 2010 eine der Kirchenglocken von St. Stephan. Die 1608 gefertigte Glocke sollte im Zweiten Weltkrieg kriegsbedingt eingeschmolzen werden. Beim Abbau stürzte sie ab und wurde beschädigt. Da es dann aber doch nicht zur Einschmelzung kam, wurde die Glocke nach dem Krieg mehrfach repariert, bevor sie 1993 durch eine neue Glocke ersetzt wurde.

Adresse: Marktplatz 8, 88131 Lindau

St. Stephan © D. Frey

Mittelalterliche Stadtbefestigung: Stadttürme

Überreste der alten Stadtbefestigung kann man an verschiedenen Stellen auf der Lindauer Insel sehen und es lassen sich an einigen Stellen noch Reste der alten Stadtmauern finden. Außerdem sind noch drei markante Stadttürme erhalten, die ihr euch heute noch anschauen könnt.

Pulverturm

Der Pulverturm steht am westlichsten Punkt der Insel und wurde 1508 als sogenannter Grüner Turm errichtet. Um Feinden weniger Angriffsfläche zu bieten, wurde er im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts verkürzt und erhielt ein neues Dach. Seinen heutigen Namen erhielt der Turm im späten 18. Jahrhundert, als die Lindauer Bürgerwehr dort ihre Waffen und Munition lagerte.

Adresse: Uferweg 15, 88131 Lindau

Mangturm

Der Mangturm steht am Hafen und wurde vermutlich um 1200 erbaut. Seinen Namen erhielt er aber erst später, nachdem in der Nähe des Turms ein Lagerhaus der Tuchmacherzunft, Tuch- und Mangenhaus genannt, eingerichtet worden war. Vor der Fertigstellung des neuen Leuchtturms diente der Mangturm als Beobachtungs- und Signalposten am Hafen.

Heute finden im Mangturm die Lindauer Märchenstunden statt. Im Frühjahr und Sommer können sich Kinder und auch Erwachsene im Turm von Märchen und Fabeln aus aller Welt verzaubern lassen.

Mangturm © D. Frey

Adresse: Hafenplatz 2, 88131 Lindau

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Diebsturm

Neben der Peterskirche, am höchsten Punkt der Insel, steht seit dem späten 14. Jahrhundert der Diebsturm. Zunächst wurde er als Wachturm genutzt, später diente er dann als Gefängnis. Von seiner Funktion als Gefängnis stammt auch der heute gebräuchliche Name des Turms. Anfang des 19. Jahrhunderts sollte der mittlerweile funktionslos gewordene Turm abgerissen werden. Doch ein Lindauer Bürger verhinderte den Abriss, indem er den Turm kaufte und renovieren ließ.

Adresse: Oberer Schrannenplatz, 88131 Lindau

Das Alte Rathaus

Das Alte Lindauer Rathaus gehört zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Lindau. Es wurde ab 1422 im gotischen Stil errichtet und im Laufe der Jahrhunderte erweitert und umgebaut. Bis Anfang des 18. Jahrhunderts wurde es als Rathaus genutzt, danach für verschiedene andere Zwecke. So befand sich beispielsweise ab 1890 ein kleines Museum in dem Gebäude, das dann 1929 nach einem Brand in das Haus zum Cavazzen umzog.

Die Nord- und Südseite des Alten Rathauses sind mit Fresken bemalt, die zuletzt in den 1970er-Jahren restauriert wurden. Auf der Nordseite sind u. a. der Wassergott als Symbol für den Bodensee und die Göttin Viktorin abgebildet. Die Uhr an der Fassade ist von zehn Lindauer Patrizierwappen umgeben. Außerdem sind an der Fassade die Wappen der Bodenseestädte Lindau, Bregenz, Rorschach und Konstanz zu sehen. Der Fries oberhalb der Fensterreihe zeigt eine Festszene während des Lindauer Reichstags 1496. Auf dem Verkünderker – von hier wurden früher städtische Beschlüsse verkündet – sind die 10 Gebote dargestellt.

Rathaus © D. Frey

Rathaus © D. Frey

Auf der Südseite des Gebäudes sind u. a. ein Schiff und eine Sonnenuhr zu sehen. Außerdem die Wappen der Bodenseestädte Friedrichshafen, Radolfzell, Überlingen und Meersburg. Auf dem Fries oberhalb der Fensterreihe ist, wie auf der Nordseite auch, eine Szene des Reichstags von 1496 zu sehen. Dargestellt ist die Ankunft von Erzherzog Philipp dem Schönen (1478-1506), der seinen Vater Kaiser Maximilian I. (1459-1519) bei diesem Reichstag vertrat.

Im Alten Rathaus befindet sich heute die Ehemals Reichstädtische Bibliothek. Der Rest des Gebäudes ist nicht öffentlich zugänglich.

Adresse: Bismarckplatz 4, 88131 Lindau

Kultur in Lindau: Museen, Bibliothek & Marionettenoper

Stadtmuseum im Haus zum Cavazzen

Das Lindauer Stadtmuseum ist im Haus zum Cavazzen untergebracht. Das wunderschöne barocke Gebäude wurde nach dem Stadtbrand 1827 erbaut und besitzt aufwendige Fassadenmalereien. Seit 2018 ist das Museum zur Renovierung des Gebäudes und zur Neukonzeption der Dauerausstellung geschlossen. Wann es wiedereröffnet wird, konnte ich bisher nicht herausfinden. Die jährlichen Sonderausstellungen zur Kunst der Moderne zeigt derzeit das Kunstmuseum am Inselbahnhof.

Adresse: Marktplatz 6, 88131 Lindau

St. Sylvester © D. Frey

Kunstmuseum am Inselbahnhof

Das Kunstmuseum am Inselbahnhof befindet sich im Erdgeschoss der ehemaligen Hauptpost. In diesem Gebäude sind außerdem auch die Stadtbücherei und das Stadtarchiv untergebracht. Seit 2011 gibt es in Lindau große Kunstausstellungen mit Werken von Picasso, Chagall, Miró und Klee. Seitdem das Stadtmuseum wegen Sanierung geschlossen ist, finden diese Kunstausstellungen im Kunstmuseum statt.

Wir haben bei unserem Besuch die Ausstellung Marc Chagall. Paradiesische Gärten besucht, die Werke Chagalls zwischen 1950 und 1970 gezeigt hat. Unter anderem war seine Serie von Lithografien zu dem spätantiken Liebesroman Daphnis und Chloe des griechischen Schriftstellers Longos zu sehen.

Adresse: Maximilianstraße 52, 88131 Lindau

Museum friedens räume

Die Villa Lindenhof im Lindenhofpark auf dem Lindauer Festland beherbergt das Museum friedens räume. Hier könnt ihr euch interaktiv mit dem Thema Frieden auseinandersetzen. Das Museum ist außerdem Station auf dem Lindauer Friedensweg, der über 14 Stationen vom Lindenhofpark zum Marktplatz auf der Insel führt.

Adresse: Lindenhofweg 25, 88131 Lindau

 

 

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Adresse: Lindenhofweg 25, 88131 Lindau

Ehemals Reichstädtische Bibliothek

Im Alten Rathaus ist die Ehemals Reichstädtische Bibliothek zu finden. Die Bibliothek wurde 1538 gegründet und übernahm u. a. die Werke der im Zuge der Reformation geschlossenen lokalen Klöster. Heute umfasst der Bestand der Bibliothek ca. 13 000 historische Schriften zu Themen wie Naturgeschichte, Rechtsgeschichte, Kirchengeschichte und Kulturgeschichte. Die Sammlung umfasst auch ungefähr 200 wertvolle Bibelausgaben. Darunter ist auch ein koloriertes Exemplar der ersten vollständigen Lutherbibel, das die Bibliothek 1759 von Lindauer Bürgern geschenkt bekommen hat. Die Bibliothek zeigt auch kleinere Sonderausstellungen, bei denen einzelne Werke aus dem Bestand näher betrachtet werden können.

Adresse: Reichsplatz, 88131 Lindau

Stadttheater und Marionettenoper

Seit 1951 befindet sich das Lindauer Stadttheater in der Kirche des ehemaligen Franziskanerklosters und wird seit 2000 auch von der Lindauer Marionettenoper genutzt. Im Repertoire der Marionettenoper sind z. B. die Zauberflöte und die Entführung aus dem Serail von Mozart, La Traviata von Verdi und Hänsel und Gretel von Humperdinck. Leider haben wir es bei unserem Besuch nicht geschafft, uns eines der Stücke anzusehen. Das möchte ich aber unbedingt bald nachholen.

Adresse: Fischerstraße 37, 88131 Lindau

Lindauer Hafeneinfahrt

Die Hafeneinfahrt mit dem Leuchtturm und dem Löwen ist sicherlich eines der ersten Dinge, die einem einfallen, wenn man an Lindau denkt und eine der am meisten fotografierten Sehenswürdigkeiten in Lindau und am gesamten Bodensee. Der sechs Meter hohe Bayerische Löwe wurde von dem Münchner Bildhauer Johann von Halbig (1814-1882) 1856 aus Marmor gefertigt. Der dem Löwen in der Hafeneinfahrt gegenüberstehende Leuchtturm ist 36 Meter hoch und über 139 Stufen erreicht ihr eine Aussichtsplattform, die einen schönen Ausblick auf die Stadt und den Bodensee bietet. An der Hafenpromenade gibt es verschiedene Hotels, Restaurants und Cafés.

Adresse: Anheggerstraße, 88131 Lindau

Hafen © D. Frey

Zeittafel Lindau

  • 810-820: Gründung eines Frauenstifts auf der Insel Lindau
  • 882: Érste urkundliche Erwähnung von Lindau
  • 1180: Bau der Kirche St. Stephan
  • 1274/75: Lindau wird Reichstadt
  • 1496/97: Reichstag in Lindau
  • 1422: Baubeginn am Alten Rathaus
  • 1525: Erster protestantischer Gottesdienst in Lindau
  • 1538: Gründung der Ehemals Reichstädtischen Bibliothek
  • 1646/47: Während des 30-jährigen Kriegs wird Lindau von schwedischen Truppen belagert
  • 1728: Ein schwerer Brand zerstört einen Teil der Lindauer Altstadt
  • 1748-1752: Bau des Lindauer Münsters
  • 1802: Durch den Reichsdeputationshauptschluss verliert Lindau die Reichsfreiheit
  • 1805: Lindau fällt an Bayern
  • 1824: Anbindung Lindaus an das Schifffahrtsnetz
  • 1854: Anbindung Lindaus an das Eisenbahnnetz
  • Seit 1950: Jedes Jahr im April finden in Lindau die Psychotherapiewochen statt
  • Seit 1951: In Lindau finden jährlich die Nobelpreisträgertagungen statt
  • 2000: Gründung der Marionettenoper

Zum Weiterlesen

Rosemarie Auer: Der alte Lindauer Friedhof in Aeschach, Lindau 2003.
Werner Dobras: Das Alte Lindauer Rathaus und die Ehemals Reichstädtische Bibliothek, Lindau 1987.
Lucrezia Hartmann: „Schau an der schönen Gärten Zier“.  Historische Gartenanlagen und Villen in Lindau, Lindau 2010.
Jakob Maria Soedher: Lindau. Inselspaziergänge. Geschichte, Kunst, Kultur, Architektur, Landsberg a. Lech 2019.

 

Original: Lindau: Stadt & Insel im Bodensee

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