Franz Ferdinand und Sophie Gräfin Chotek

 

von Katharina Mölk

1. Juli 1900: Hochzeit des Thronfolgers Franz Ferdinand mit Sophie Gräfin Chotek in Schloss Reichstadt in Böhmen.

In seiner Jugend führte Franz Ferdinand ein ziemlich lockeres Liebesleben. Er galt als einer der begehrtesten Junggesellen seiner Zeit. Die kaiserlichen Heiratspläne hätten eine Ehe mit der Witwe Kronprinz Rudolfs vorgesehen – somit wäre alles in der Familie geblieben. Doch dies wollte Franz Ferdinand nicht. In einem Brief an seine Vertraute Gräfin Nora Fugger schrieb er: „Gräfin sagen, ich sollte mir eine liebe, gescheite, schöne und gute Frau nehmen. Ja, sagen Sie mir: wo läuft denn so etwas herum? Es ist ja ein Unglück, dass es gar keine Auswahl unter den heiratsfähigen Prinzessinnen gibt. Lauter Kinder, lauter siebzehn- oder achtzehnjährige Piperln, eine schiecher als die andere… Ich kann mir gut das Ideal einer Frau vorstellen, wie ich sie gerne haben möchte und mit der ich auch glücklich werden könnte. Es müsste ein nicht zu junges Wesen sein, mit bereits vollkommenen gefestigten Charakter und Anschauungen. So eine Prinzessin gibt es nicht.“

Und doch sollte er so eine Frau finden, nur war sie keine Prinzessin.

Als er im Jahr 1895 auf Sophie Gräfin Chotek traf, der Hofdame von Erzherzogin Isabella von Croy-Dülmen, verliebte er sich sofort. Doch da sie ihre Liebe geheim halten mussten, weil Sophie nicht standesgemäß war, stattete Franz Ferdinand der Familie seines Onkels Erzherzog Albrecht nun sehr oft Besuche ab. Albrechts Ehefrau Isabella dachte, dass der Thronfolger Interesse an einer ihrer Töchter hätte, was sie sehr befürwortete. Doch als Franz Ferdinand ein Mal auf dem hauseigenen Tennisplatz in Halbthurn seine Taschenuhr vergessen hatte und man diese versehentlich Erzherzogin Isabella aushändigte, erblickte sie beim Öffnen der Uhr das Bildnis ihrer Hofdame.

 

Sophie Gräfin Chotek wurde sofort des Hauses verwiesen, worauf Franz Ferdinand der Familie seines Onkels nur noch Missbilligung entgegenbrachte.

Obwohl Sophie aus dem böhmischen Adel stammte, war sie nicht standesgemäß für den Thronfolger, weshalb Kaiser Franz Josef ihm diese Liebesbeziehung untersagen wollte.

Er äußerte sich folgendermaßen zu der habsburgischen Heiratspolitik: „Wenn unsereiner jemanden gern hat, findet sich immer im Stammbaum irgendeine Kleinigkeit, die die Ehe verbietet, und so kommt es, dass bei uns immer Mann und Frau zwanzigmal miteinander verwandt sind. Das Resultat ist, dass von den Kindern die Hälfte Trottel und Epileptiker sind.“

Nach langen zähen Verhandlungen verzichtete Franz Ferdinand am 28. Juni 1900 für seine Nachfolgen auf die Thronfolge, wonach er die Bewilligung zur Hochzeit erhielt und Sophie vom Kaiser zur Fürstin von Hohenberg und zur Herzogin von Hohenberg erhoben wurde.

Die Ehe sollte sich als sehr glücklich erweisen, obwohl das Paar (vor allem Sophie) zahlreiche Demütigungen von Seiten des Hofes ertragen musste: Sophie war es laut dem strengen Hofprotokoll nicht erlaubt, bei offiziellen Anlässen an der Seite ihres Mannes zu erscheinen. Während Franz Ferdinand als Thronfolger gleich hinter dem Kaiser kam, musste Sophie sich noch nach den verschiedenen Hofdamen und Würdenträgern der Monarchie einreihen.. Franz Ferdinand schenkt ihr einen Anhänger in Form eines Lammes, da nur sie, wenn der jähzornige Erzherzog wieder einen Wutanfall bekam, ihn beruhigen konnte. Das Paar bekam drei gemeinsame Kinder: Sophie, Maximilian und Ernst.

Ein Brief an seine Stiefmutter überliefert den Respekt und die innige Liebe, die Franz Ferdinand Sophie entgegenbrachte: „Das Allergescheiteste, was ich je in meinem Leben gemacht habe war, dass ich meine Sophie geheiratet habe; sie ist für mich Alles: meine Frau meine Rathgeberin, mein Doktor, mein Kamerad, mit einem Wort, mein ganzes Glück.“

Das Buch von Katharina Mölk, erschienen beim Leiermann.

Literaturliste:

Nora Fugger: Im Glanz der Kaiserzeit
Friedrich Weissensteiner: Franz Ferdinand, der verhinderte Herrscher
Sigrid-Maria Größing: AEIOU: Glück und Unglück im österreichischen Kaiserhaus

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