Der Grenadiermarsch

von Thomas Stiegler

Eines der größten Probleme der Habsburgermonarchie war es, ein einheitliches Steuersystem zu entwickeln. Denn da innerhalb ihrer Grenzen die verschiedensten Volksgruppen mit je eigenen Interessen lebten, war das viel schwerer als etwa in Frankreich, dessen relativ homogene Bevölkerung von sich aus um das Wohl des gesamten Landes besorgt war und dadurch auch bereit, ihren Teil zu einem funktionierenden Staatshaushalt beizutragen.

Daher fehlte es fast allen österreichischen Herrschern an Geld, was sich auch an den vergleichsweise niedrigen Ausgaben für ihre Armeen zeigte.

Nicht zuletzt dadurch war man anderen Mächten immer wieder militärisch unterlegen. Das führte zu solch dramatischen Niederlagen wie in der Schlacht bei Königgrätz, als das moderne Zündnadelgewehr der Preußen, auf das der österreichische Generalstab aus Geldmangel verzichten musste, dem veralteten Lorenzgewehr der österreichischen Soldaten haushoch überlegen war.

Gemeiner und Grenadier von Hoch- und Deutschmeister 1836–1848; CC0 Geschichte des k. k. Infanterie-Regimentes Hoch- und Deutschmeister: Nr. 4 – Wilhelm Zimburg von Reiners

Aber es fehlte nicht nur an Geld für die Ausrüstung. Zu manchen Zeiten schien es kaum möglich, die Grundversorgung der Soldaten zu gewährleisten und es war leichter, einzelne Truppenteile aufzulösen, als mehr Geld für die Armee bereitzustellen.

In Kriegszeiten konnte man sich mit Requirierungen behelfen und damit, die feindliche Bevölkerung auszupressen. Aber im Frieden war auch dieser Ausweg verschlossen und man musste mit dem wenigen auskommen, das einem der Staat zukommen ließ.

Die Quartiermeister versuchten deshalb, nicht nur möglichst billig an Nahrungsmittel zu kommen, sondern sie achteten auch darauf, dass kein Essen verschwendet wurde und noch die letzten Vorräte in den Kochtopf wanderten.

So machten findige Köche aus der Not bald eine Tugend und servierten den Soldaten nicht einfach die Reste des Vortages, sondern sie kreierten daraus immer neue Gerichte wie etwa den Grenadiermarsch, der recht bald auch Eingang in die bürgerliche Küche fand.

Wieso man auf diesen Namen verfiel, ist leicht zu erraten, wenn man sich ein wenig mit der Herkunft des Begriffes Grenadier beschäftigt.

Der ursprüngliche Name dieser Einheit war „Granatiere“, da es ihre Aufgabe war, die zu jener Zeit noch unhandlichen und bis zu einem Kilogramm schweren Granaten bis weit in die feindlichen Linien zu werfen.

Da dies aber bei mangelndem Geschick oder schlechter Konstitution eines Grenadiers eine Gefahr für Leib und Leben der eigenen Soldaten war, wurden dafür nur die größten und kräftigsten Männer ausgesucht, die anschließend natürlich entsprechend versorgt werden mussten.

Nachdem Frankreich am Ende des 17. Jahrhunderts damit begonnen hatte, die ersten Grenadierkompanien aufzustellen, waren bald auch alle anderen europäischen Staaten gezwungen, es ihnen gleichzutun. Das Erzherzogtum Österreich entschloss sich sehr früh zu diesem Schritt und bereits im Jahre 1670 tummelten sich die ersten Grenadiere in ihren weißen Uniformen auf den Straßen Wiens.

Obwohl die Verwendung von Handgranaten im Laufe des 18. Jahrhunderts sukzessive an Bedeutung verlor, wurden die Einheiten nicht aufgelöst, sondern sie entwickelten sich zu einer Eliteeinheit, die immer mit besonders gefährlichen Aufgaben betraut wurde und die man dort einsetzte, wo es im Kampf besonders wichtig erschien.

Auf zeitgenössischen Darstellungen kann man die Grenadiere sehr leicht von anderen Truppenteilen unterscheiden. Denn um beim Werfen der Granaten nicht behindert zu werden, trugen sie nicht den zu jener Zeit üblichen Dreispitz, sondern nur die einfache Lagermütze.

Aus diesen Zipfelmützen entwickelte sich recht bald die hohe und sehr schwere Grenadiermütze mit Metallschild oder aus Pelz, die den Träger noch größer erscheinen ließ und die zu einem wichtigen Statussymbol wurde.

Interessant ist auch, dass der militärische Gruß, wie wir ihn heute kennen, direkt auf die Grenadiere zurückgeht. Denn durch die besondere Form ihrer Kopfbedeckung war es für sie schwierig, diese zum Gruß abzunehmen und daher genügte bald das bloße Anlegen der Hand an die Mütze.

Aus Prestigegründen bestanden bald immer mehr Einheiten auf diese Art des Grußes und heute ist der „Grenadiergruß“ die weltweit verbreiteste Art der militärischen Ehrbezeugung.

Rezept

400 g speckige Erdäpfel
300 g Fleckerln
200 g Wurst
100 g Speck
80 g Zwiebeln
Salz, Pfeffer
Majoran, Petersilie
50 g Schmalz

 

Erdäpfel und Nudeln kochen.

Wurst und Speck würfelig, die Zwiebeln und die Kartoffeln in dünne Scheiben schneiden.

In einer Pfanne das Schmalz erhitzen, darin den Speck und die Wurst anrösten, die Zwiebelscheiben zugeben und weiterrösten.

Anschließend die Erdäpfel zugeben, anbraten und zum Schluss die Nudeln untermischen und würzen.

Noch heiß servieren.

Trotz ihrer besonderen Stellung wurden die Grenadiere nicht bevorzugt behandelt, sondern bekamen dasselbe zu essen wie alle anderen Soldaten. Und darunter war auch das bekannteste Restlessen der österreichischen Küche, das unter dem Namen „Grenadiermarsch“ in die Geschichte eingegangen ist.

Natürlich wäre der Grenadiermarsch nur eine Fußnote in der Militärgeschichte geblieben, wenn er nicht bald Eingang in die Stuben der Wiener Bürger gefunden hätte.

Denn dadurch, dass es in fast jedem Haushalt jemanden gab, der im Heer gedient hatte und seine kulinarischen Erfahrungen mit nach Hause brachte, wurde der Grenadiermarsch bald zu einem festen und beliebten Bestandteil der Wiener Küche.

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Verwendete Zitate

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