Ferdinand Hanusch
von Katharina Mölk
Am 9. November 1866 wird Ferdinand Hanusch geboren. Er war ein sozialdemokratischer Politiker, Gründer der Arbeiterkammer und prägender Mitgestalter der österreichischen Sozialpolitik der Ersten Republik.
Ferdinand Hanusch wird im schlesischen Wigstadtl Oberdorf geboren. Sein Vater war noch vor der Geburt an Tuberkulose verstorben. Da die Mutter nur wenig mit der Hausweberei verdiente und 4 Kinder zu versorgen hatte, musste Ferdinand schon ab dem Alter von sechs Jahren etwas zum Familienunterhalt beitragen, indem er als Hilfsarbeiter an den mechanischen Webstühlen einer Bandfabrik arbeitete.
Die Not und das Elend seiner Jugend sollten ihn prägen.
Von 1884 bis 1887 reiste er als Webergeselle nach Wien, Triest und Berlin, nach Ungarn, Rumänien und in die Türkei. Nach seiner Rückkehr engagierte er sich stark für die Arbeiterpartei:
1891 trat er dem Arbeiterverein „Eintracht“. Im selben Jahr heiratete er Anna Domes, mit der er eine Tochter hatte. Anna verstarb jedoch bereits 5 Jahre nach der Hochzeit. Kurz nach ihrem Tod heiratete er Julie, mit der er eine Tochter und zwei Söhne hatte.
1897 wurde er Partei- und Gewerkschaftssekretär im Sternberg (Textilindustriezentrum in Nordmähren).
Um 1900 zog er nach Wien, wo er 1903 zu einem der Vorsitzenden der Reichskommission der Freien Gewerkschaft gewählt wurde. 1907 wurde er mit 41 Jahren sozialdemokratischer Reichsratsabgeordneter. In dieser Funktion setzte er sich stark für den Achtstundentag ein. 1916 erreichte er eine gesetzliche Arbeitslosenunterstützung für Textilarbeiter und 1918 die sechsstündige Arbeitszeit an Samstagen.

Denkmal für die Gründer der Republik Österreich 1918, ©viknik
Außerdem trat er 1908 den Freimaurern bei und wurde Logenmeister der Wiener Großloge.
Als die Monarchie nach dem 1. Weltkrieg zerbrach, bildete sich eine Provisorische Nationalversammlung, sowie in der Folge eine konstituierende Nationalversammlung, die über den politischen Werdegang Österreichs bestimmen sollten. Ferdinand Hanusch gehörte beiden an.
Von 1918-1920 gehörte er der Regierung Renner an. Er bekleidete das Amt des Staatssekretärs für soziale Fürsorge. In dieser Funktion war er für unzählige Verbesserungen verantwortlich, die heute nicht mehr wegzudenken sind:
die Einführung des Achtstundentages und der 48-Stunden-Woche, sowie die Begrenzung der wöchentlichen Arbeitszeit für Frauen und Jugendliche, das Verbot der Arbeit für Kinder unter 12 Jahren, der Urlaubsanspruch für Arbeiter, der durch Kollektivvertrag garantierte Mindestlohn, das Arbeiterkammer- und das Betriebsrätegesetz.

Das Buch von Katharina Mölk, erschienen beim Leiermann.
Weiters schuf er durch seine Tätigkeit die Vorbereitung der Alters-, Hinterbliebenen- und Invaliditätsversicherung der Arbeiter sowie des Angestelltengesetzes und die Neugestaltung des Krankenkassenwesens.
Ab 1921 war Ferdinand Hanusch als Direktor der von ihm begründeten Wiener Arbeiterkammer.
Am 28.09.1923 verstarb er im Alter von 57 Jahren Wien.
Wegen seinem Einsatz für soziale Gerechtigkeit, wird er am „Denkmal der Republik“ (1928) an der Ringstraße geehrt.
In Wien gibt es außerdem einen Gemeindebau, der nach ihm benannt ist, eine Gasse und ein Krankenhaus. Auch in St. Pölten, Salzburg, Brunn am Gebirge, Knittelfeld, Leoben, Steyr und Wimpassing im Schwarzatale gibt es Hanusch-Gassen, Plätze und Straßen.
Quellen: