Düsseldorfs make love, not war
von Marion Rissart
Düssel-dorfs make love, not war
von Marion Rissart
Aus Festung wird Garten
Nur die Zurufe der Bauarbeiter wehen vom Mannesmannufer herüber. In dem kleinen Rosarium mit der barocken Sonnenuhr in der Mitte herrscht absolute Stille. Absolut? Nicht ganz. Ein leises Summen dringt aus den Lavendelbüschen, die zwischen den Rosensträuchern wuchern. Obwohl tropische Temperaturen herrschen und die Sonne am höchsten steht, lassen sich die Bienen nicht von der Arbeit abhalten.
Ein Ort der Ruhe – außer Bienen und Bauarbeiter
Die Menschen allerdings schon. Die Bänke im Rosengarten sind menschenleer. Wer kann, nutzt Plätzchen unter den schattenspendenden Bäumen. Oder hockt sich auf Bänken an der bemoosten Mauer, wo man auf den Spee´schen Graben und die Halbinsel mit ihrem Kinderspielplatz blickt.
Im Hinterhof des Stadtmuseums der Spee`sche Park
Wer immer noch nicht weiß, wovon hier die Rede ist: Wir befinden uns im „Hinterhof“, im Garten des Düsseldorfer Stadtmuseums. Aber es ist nicht irgendein angelegter Garten. Das Düsseldorfer Stadtmuseum, mit dem erweiterten Neubau in der Bergerstraße, ist Teil des Palais Spee. Das 1806 vom Grafen Spee erworbene Anwesen steht in der Carlstadt und gehört mit zu den ältesten Stadtteilen Düsseldorfs. Der Garten des Stadtmuseums ist der sogenannte Spee´sche Park. Angelegt von Düsseldorfs großem Gartenbauarchitekten Maximilian Friedrich Weyhe steht der Ort der heutigen Muße auf einst kriegerischen Boden. Der Grund: Ursprünglich war es die alte Verteidigungsanlage (Bastion Maria Amalia), die vom alten Hafenbecken bis hin zur Bergerstrasse, wo sich der Eingang des Stadtmuseums befindet, reichte.
Düsseldorf als Trutzburg
Die Idee einer allen Gewalten trotzenden, wehrhaften Stadt begann Mitte des 16. Jahrhunderts. Schon allein die Ecke Bergerstrasse war eine, schutzlos den Angreifern ausgelieferte Flanke und bot erst Schutz, nachdem 1620 das sogenannte „Bergertor“ mit einer Brücke neugebaut hatte.
Napoleon kam – und schoss – und gewann
Doch gegen Napoleons Truppen erwiesen sich Düsseldorfs gesamte Verteidigungsanlagen als reinstes Pappmaché. Schon die erste Feuerprobe am 6. Oktober 1794 hielten sie nicht stand, obwohl es eine insgesamt 5700 Mann starke Besatzung innerhalb der Stadtmauern gab. Das Schloss, Marstallgebäude sowie sechzehn Bürgerhäuser gingen in Flammen auf, als die Franzosen von der anderen Rheinseite (Ober- und Niederkassel) aus, das Feuer eröffneten. Die Verteidiger Düsseldorfs flohen kopflos gen Osten, eine Spur Verwüstungen und marodierende Plünderer hinter sich herziehend.
Erst Abgang nach sechs Jahren
Zur Einnahme der Stadt kam es an diesem Tag nicht. Das tat die französische Armee erst ein knappes Jahr später. Diese Okkupation durch General Denizot verlief nicht mehr als eine Kleiderprobe. Am 6. September 1795 überquerten sie, ohne nennenswerte Gegenwehr, den Rhein bei Uerdingen und Hamm. Sie kamen, um sechs Jahre zu bleiben. Und räumten Düsseldorf erst nach dem Friedenschluss von Lunéville. Alle Festungsanlagen mussten in diesem Zusammenhang gesprengt werden, Die Kosten für die Trümmerbeseitigung wurde den bergischen Landständen in Rechnung gestellt.
Sprengung der Festungsanlagen – Stunde der Stadtverschönerer
Danach schlug die Stunde der Stadtverschönerer. Die alten Festungsanlagen wurden geschliffen, Neuschöpfungen wie Königsallee und Heinrich-Heine-Alle geplant. Auch beim Spee´schen Park schwang Gartenbaumeister Weyhe das Zepter. Zum auf Schluss führte alles zu einem auf einer Halbinsel gelegenen Garten hinaus, mit den alten Bastionsmauern als Begrenzung.
Heute zieren neben den Rosen auch verschiedene Skulpturen wie Hannelore Köhlers „Mutter Ey“, den Kopf von Ferdinand Lassalle (Künstler: Wilhelm Martini) oder Waldemar Otto Bronzefigur „Alte Frau im Sessel“ den Jardin Secret. Und noch einige mehr. Wer findet sie?
Mehr Texte von Marion Rissart gibt es unter: Die Ahnin – Das Leben unserer Ahnen
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