Die Lorenzkirche in Nürnberg
von Anja Weinberger
Die fränkische Metropole Nürnberg kann gleich mit zwei großen gotischen Kirchen aufwarten, auf jeder Seite der Pegnitz eine.
Namensgebend für die südliche Lorenzer Seite der Stadt ist die evangelische Pfarrkirche Sankt Lorenz.
(Im Hintergrund der Überschrift: Nürnberg in der Schedel’schen Weltchronik, die Lorenzkirche ist die linke der beiden großen Kirchen:https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Nuremberg_chronicles_-_Nuremberga.png)

Lorenzkirche, oberer Teil der Westfassade, © privat
Mit ihrer eindrucksvollen spätgotischen Doppelturmfassade grüßt sie schon von fern. Wie viele der großen Kathedralen und Kirchen ist auch die Lorenzkirche über einen langen Zeitraum hinweg zu dem geworden, was wir heute bewundern können.
Von der ersten Kapelle, die an dieser Stelle dem heiligen Laurentius geweiht wurde, stammen Aufzeichnungen aus dem Jahr 1235. Nicht lange danach begann der Bau der hochgotischen Basilika. Drei Schiffe und neun Joche hatte sie schon damals und gut ein Jahrhundert lang wurde an ihr gebaut. Die oberen Geschosse der beiden Türme kamen zu allerletzt hinzu.
Zwischen den beiden nicht ganz gleichen Türmen beeindruckt die dreiteilige Westfassade: Unten das äußerst figurenreiche Westportal der Lorenzkirche, in der Mitte die große Rose, und ganz oben schließlich der filigrane Ziergiebel mit seinem über Eck gesetzten Silbertürmchen.
Das Westportal
In der Mitte sehen wir Maria, natürlich trägt sie das Söhnchen auf einem Arm. Rechts und links von ihr, getrennt durch die beiden Türen, wenden sich der Muttergottes zwei Propheten zu, und weiter außen schließlich Adam und Eva.
Und lassen wir unsere Augen noch weiter erst nach rechts und dann nach links schweifen, so sehen wir dort die beiden heiligen Stefan und Lorenz (ihn mit seinem bekannten Attribut, dem Rost), und schließlich, auch auf beide Seiten verteilt, eine Verkündigungsgruppe.
Die Gewändekehlen nehmen Propheten auf und Apostel, in den Spitzbogenfeldern sind Szenen aus dem Leben Jesu abgebildet. Die beiden modernen Doppeltüren schmücken sich mit Löwenkopf-Türklopfern, die noch aus dem 15. Jahrhundert stammen.
Die Westrose
Die Nürnberger Westrose hat einen Durchmesser von mehr als zehn Metern. Die Verglasung stammt aus dem Jahre 1360.
Vor allem in den Abendstunden und bei gutem Wetter tauchen die kräftigen Farben des schönen gotischen Radfensters das Innere von Sankt Lorenz in ein besonderes Licht.
Der Ostchor
Die Stadt Nürnberg wuchs stetig und so wurde die Kirche bald zu klein. Zunächst erweiterte man die Seitenschiffe, in dem die Seitenwände ganz nach außen zwischen die Strebepfeiler geschoben wurden. Gleichzeitig entschied man sich für größere Fenster.
1439 wurde dann der Grundstein für einen neuen Ostchor gelegt, der nach Fertigstellung die Seitenschiffe in der Höhe weit überragt.
Im Inneren der Kirche wird besonders deutlich, welch immenser Raumgewinn durch den neuen Chor erreicht wurde.
Ausstattung im Inneren
Die Lorenzkirche in Nürnberg ist überreich mit Kunstwerken ausgestattet. Die meisten stammen aus vorreformatorischer Zeit. Hier eine nur kleine Auswahl.
Wohl am bekanntesten ist der Engelsgruß (auch Englischer Gruß), der 1518 von Veit Stoß aus Lindenholz geschnitzt wurde. Er wiegt ungefähr 800 kg und hängt frei schwebend im Chorraum. Zu sehen ist jener Augenblick, in dem der Erzengel Gabriel Maria die frohe Botschaft der baldigen Geburt Jesu überbringt.
Von Adam Kraft stammt das Sakramentshaus mit einer außergewöhnlichen Höhe von 20 Metern. Er, der Künstler, hat sich dabei selbst als Stützfigur verewigt.
Elf der Glasfenster im Umgang des Hallenchores stammen größtenteils aus der Erbauungszeit und zeigen Motive des Alten und Neuen Testaments. Das „Kaiserfenster“ hat 1477 Michael Wolgemut entworfen, der spätere Lehrmeister Albrecht Dürers.

Lorenzkirche aus Südost, © privat
Die Lorenzkirche steht mitten in der Stadt. Vor ihrer Westfassade findet einer der Wochenmärkte statt und dort beginnt die Karolinenstraße, die heute Fußgängerzone ist und bis zum Weißen Turm führt.
Von der Lorenzkirche sind es nur wenige Gehminuten zum Germanischen Nationalmuseum und zum Opernhaus.
Etwas länger ist man unterwegs, möchte man die zweite große gotische Kirche Nürnbergs besuchen, die Sebalduskirche auf der anderen Seite der Pegnitz, unterhalb der Nürnberger Burg.
Auf dem Weg dorthin wird man auch den Hauptmarkt mit Schönem Brunnen und Frauenkirche überqueren. Hier wird jedes Jahr im November der Nürnberger Christkindlesmarkt eröffnet.
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