Die Fassade des Salzburger Domes

 

von Monika Bruckmoser

Die Fassade des Salzburger Domes – Symbolik und ein bisschen Bibellektüre

Heute stehen wir inmitten der Altstadt, auf dem Domplatz, dort, wo am 22. August 1920 die Salzburger Festspiele mit der ersten Aufführung des berühmten „Jedermann“ von Hugo von Hoffmannsthal ihren Ausgang nahmen, und betrachten ehrfürchtig den größten Kirchenbau der Mozartstadt.

Besonders sehenswert und detailreich ist die Fassade des Salzburger Domes. Als Baumaterial wurde dafür der weiße Kalkstein des nahen Untersbergs verwendet, bei uns kurz Untersberger Marmor genannt. Im Gegensatz dazu besteht der Großteil des restlichen Kirchenbaus aus Konglomeratquadern des Mönchsbergs.

Die Vorderseite des Gotteshauses erzählt uns mittels Symbolfiguren, steinernen Engeln und Heiligen viele Geschichten. Bei genauem Hinsehen entdeckt man interessante Einzelheiten und kann sogar darin „lesen“ – Theologen und tiefgläubige Katholiken vergleichen die Domfassade mit einem Buchdeckel, der eine Vorschau und erste Idee des sich dahinter verbergenden Glaubensbuches vermittelt.

Die Zentralfigur dieses Buches ist Jesus Christus, der Erlöser der gesamten Menschheit. Er hält in seiner linken Hand die Weltkugel und wird begleitet von den beiden Propheten Mose (mit der Gesetzestafel) und Elija. Wir erblicken Jesus ganz oben, in der Mitte des Giebels. Die beiden Wappentiere unter dem Giebel – Steinbock und Löwe – weisen auf die Erbauer des heutigen Domes, Fürsterzbischof Markus Sittikus von Hohenems und Fürsterzbischof Paris Graf Lodron hin.

Dom und Franziskanerkirche, ©Tourismus Salzburg

Etwas weiter unterhalb, etwa in der Mitte der Fassade, sehen wir die Gestalten der vier Evangelisten mit ihren Symbolen: Lukas mit dem Stier, Matthäus mit einem Engel, Markus mit dem Löwen und Johannes mit einem Adler. Mit ihren Schriften verkündeten sie das Wort Gottes. Über den Evangelisten befinden sich zwei große Engel, die eine goldene Krone in ihren Händen halten. Begibt man sich unter die Dombögen auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes, so hat man den Eindruck, als ob diese Krone direkt über dem Haupte der Gottesmutter Maria, deren Statue sich in der Mitte des Platzes befindet, schwebe.

Ganz unten schließlich erkennen wir vier weitere Figuren: In der Mitte die beiden wichtigsten Missionare und Märtyrer des Christentums: Petrus mit den Schlüsseln und Paulus mit einem Schwert. Links und rechts von den beiden Aposteln stehen Rupert, der Bischof von Worms und Gründer der ersten beiden Klöster Salzburgs (St. Peter und Nonnberg) sowie der irische Missionar Virgil, auf den der Bau des ersten Domes zurückgeht. Sie werden mit ihren Attributen Salzfass (für Rupert, der bereits erste Sudpfannen in der Umgebung erhielt) und Dom (Virgil als Dombauherr) dargestellt. Religionswissenschaftlern zufolge gelten diese vier Gestalten als Glaubenslehrer und Amtsträger der Universal- und Lokalkirche.

Kirchenbau und Kirchengeschichte kann spannend sein …

 

Drei Jahreszahlen an den Eisengittern zur Vorhalle geben Auskunft zur Baugeschichte: Am 24. oder 25. September des Jahres 774 weihte Bischof Virgil einen ersten, für damalige Verhältnisse schon sehr großen Dom mit einer Länge von 66 Metern und einer Breite von 33 Metern ein und ließ die Gebeine seines Vorgängers Rupert aus der Stiftskirche St. Peter in das neue Gotteshaus überführen. Am 25. September 1628 wurde nach mehreren Umbauten, Erweiterungen und Dombränden unter der Herrschaft von Fürsterzbischof Paris Lodron eine neue Kathedrale konsekriert.

Die Feierlichkeiten wurden begleitet von einem der größten und prunkvollsten Feste, die je in Salzburg stattfanden, mit zahlreichen Gästen aus dem In- und Ausland. Die beiden mächtigen Türme waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollendet und wurden zirka 30 Jahre später angefügt. Baumeister der in italienischem Frühbarockstil errichteten Kirche war Santino Solari, der aus der Gegend um Como stammte und unter anderem auch für den Bau zahlreicher Befestigungsanlagen der Stadt verantwortlich war. Auch das einige Jahre zuvor für Fürsterzbischof Markus Sittikus errichtete Schloss Hellbrunn im Süden Salzburgs entstand nach den Plänen dieses lombardischen Künstlers.

Domfassade und Mariensäule, ©Tourismus Salzburg

Während des Zweiten Weltkrieges, beim ersten Bombenangriff auf die Stadt Salzburg am 16. Oktober 1944 stürzte die Domkuppel ein. Am 1. Mai 1959, erst 14 Jahre nach Kriegsende konnte schließlich nach umfassenden und mühevollen Aufräum- und Instandsetzungsarbeiten Erzbischof Andreas Rohracher den ersten Gottesdienst im wiederhergestellten Dom feiern.

Ein besonders wichtiges Detail über dem mittleren Gitter ist die lateinische „Überschrift“ des Buches: „Haec est domus dei in qua invocabitur nomen eius“. Auf Deutsch bedeutet sie: „Dies ist das Haus Gottes, in dem sein Name angerufen wird“. Sie lädt ein zum Öffnen des Buches, zum Eintreten durch die prächtigen Bronzeportale, die die christlichen Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung symbolisieren, und zum Erkunden weiterer Glaubenskapitel – vom Leidensweg Jesu Christi bis hin zu seiner Auferstehung – im Inneren der Kirche.

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