Ein Spaziergang durch den Mirabellgarten
von Monika Bruckmoser
Ein Spaziergang durch den Mirabellgarten
von Monika Bruckmoser
Ein Spaziergang durch den Mirabellgarten mit seinen Brunnen und bunten Blumen
Zwischen Schloss Mirabell, Mirabellplatz und Makartplatz erstreckt sich eine wahre Oase der Ruhe inmitten der Stadt, die zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert ist: der Mirabellgarten mit seiner bunten Pflanzenpracht. Fünfzehn fleißige Stadtgärtner betreuen dort sorgfältig und liebevoll etwa 100.000 Blumen, die auf einer Fläche von rund dreieinhalb Hektar jährlich erblühen.
Besonders nach den kalten Wintermonaten, wenn der Park wieder zu neuem Leben erwacht, wartet jede Menge Arbeit auf die Mitarbeiter des Stadtgartenamts. Flink huschen sie dann durch den Garten, entfernen Wintersperren, reinigen Brunnen und stellen Sitzgelegenheiten auf, damit die Besucher eine Rast einlegen und die wärmenden Sonnenstrahlen genießen können. Zutrauliche Spatzen hüpfen herbei, um unter den Bänken ein paar übrige Jausenreste zu suchen.
Die emsigen Gärtner haben alle Hände voll zu tun: sie schneiden die Linden in der Allee; das rasch wachsende Unkraut muss regelmäßig entfernt werden und die jungen Pflanzen, die zum Großteil aus eigener Zucht von den städtischen Glashäusern am Rande der Altstadt geliefert wurden, werden eingesetzt. Bald schon ragen die ersten bunten Blumen aus der Erde, alles beginnt zu blühen und verschiedenfarbige Stiefmütterchen, Krokusse, Vergissmeinnicht und weiße und rosarote Bellis (veredelte Gänseblümchen) strecken ihre Köpfe in den Himmel. Auch bunte Tulpen und Narzissen, deren Zwiebeln bereits im Herbst des Vorjahres eingesetzt worden sind, kann man dann erspähen.
Ab Mai werden dann diese ersten Frühlingsboten nach und nach durch farbenfrohe Sommerblumen ersetzt. Nun bestaunen wir eine Vielzahl von frischen Begonien, Pelargonien, Tagetes, Zinnien, Löwenmaul, Margariten, Salbei, Thymian und vieles mehr. Sie wurden mühevoll in runden und geschwungenen Barockornamenten angeordnet und auf dem gepflegten Rasen, in den steinernen Vasen sowie beim Hauptbrunnen, auch Vier-Elemente-Brunnen, genannt, eingesetzt. Dort erblicken wir, rund um das große Brunnenbecken mit seiner hohen Wasserfontäne, auf hohen Sockeln stehend, vier steinerne Figurengruppen. Die Skulpturen wurden vom italienischen Bildhauer Ottavio Mosto gestaltet; sie symbolisieren die vier Elemente Wasser, Feuer, Luft und Erde und erzählen Geschichten aus der antiken Sagenwelt:
Paris entführt die schöne Helena über das Meer; Aeneas rettet seinen greisen Vater Anchises und seinen kleinen Sohn Ascanius aus den Flammen Trojas; Herkules bekämpft den Riesen Antaeus, der, in die Luft gehoben, seine Kraft verliert und Hades entführt die Fruchtbarkeitsgöttin Persephone in die Unterwelt, also unter die Erde.
Ein Stück weiter, direkt vor der Südseite des Schlosses, befindet sich der Rosengarten. Hier kann man in der warmen Jahreszeit viele Wochen lang die wunderschönen, vorwiegend roten Rosen bewundern und ihren Duft schon von weitem riechen. in der Barockzeit wurde hier ein „Großer Pomeranzengarten (eine Pomeranze ist eine Bitterorange, eine Zitruspflanze) angelegt und 1955 als Ziergarten wiederbelebt.
Davor, in der Nachkriegszeit, als auch in Salzburg Hunger und Not vorherrschten, wurde dieser Gartenabschnitt zum Anbau von Gemüse genutzt. Der Rosengarten wird durch einen Gitterzaun und 17 Marmorvasen begrenzt, deren Entwürfe vom berühmten Architekten und Bildhauer, Johann Bernhard Fischer von Erlach stammen und die in ihrer Entstehungszeit Platz für die Zitrusbäumchen boten.
Vom Rosengarten weiter durch den Park in Richtung Schloss spazierend, gelangen wir nun zum Pegasusbrunnen. Auf einer Art Steinhügel, der sich in der Mitte eines Wasserbeckens befindet, thront, nur auf den Hinterbeinen stehend, das geflügelte Pferd, das in der griechischen Mythologie den Göttern zu Diensten war, für Göttervater Zeus Blitz und Donner trug und so manchen Helden bei seinen Abenteuern sicher über das Meer brachte. Pegasus war das Kind des Meeresgottes Poseidon und der Medusa und entsprang der Sage nach dem Nacken seiner Mutter, nachdem diese von Perseus geköpft worden war.
Die Bronzeskulptur wurde von Kaspar Gras aus Innsbruck im Jahr 1661 für den Salzburger Fürsterzbischof Guidobald Graf von Thun angefertigt und hat nach verschiedenen Erlebnissen und Reisen zu unterschiedlichen Standplätzen erst Anfang des 20. Jahrhunderts im Mirabellgarten seinen endgültigen Platz gefunden. Von hier aus genießt er einen freien Blick bis hinüber zur Altstadt und zum Wahrzeichen Salzburgs, der imposanten Festung Hohensalzburg, die sich hinter den Türmen des Domes erhebt.
Nicht nur zahlreiche Bewunderer und Fotografen statten dem geflügelten Pferd regelmäßig einen Besuch ab, auch so manche Entenfamilie hat schon mit Pegasus Freundschaft geschlossen und genießt seine Gesellschaft.
Mitte der sechziger Jahre durfte das geflügelte Pferd sogar in einem Film mitspielen. Eine Gesangs- und Tanzszene des mit fünf Oskars ausgezeichneten amerikanischen Musical-Films „The Sound of Music“ wurde beim Pegasus-Brunnen gedreht. Diese erfolgreiche Hollywood-Produktion mit Julie Andrews in der Hauptrolle erzählt die Geschichte der Trapp-Familie und ihrer Auswanderung in die Vereinigten Staaten während der Nazizeit und bringt jährlich über 300.000 Gäste nach Salzburg zu den Originalschauplätzen und Drehorten des Films.
Vom Pegasusbrunnen marschieren wir wieder ein Stück in südliche Richtung und entdecken etwas versteckt unter Lindenbäumen Susanna im Bade. Dieser kleine Brunnen wurde um 1610 von dem aus Innsbruck stammenden Bildhauer Hans Waldburger gestaltet. In der Mitte eines achteckigen Brunnenbeckens, das aus Untersberger Marmor gefertigt wurde, sitzt Susanna, eine anmutige junge Dame, auf einem Hocker. In der rechten Hand hält sie eine Bürste und schrubbt sich damit das rechte Bein.
Erschrocken blickt sie nach rechts und versucht dabei, sich ein Tuch über den nackten Oberkörper zu ziehen; die rechte Brust bleibt dabei allerdings unbedeckt. Diese Badeszene bezieht sich auf eine biblische Erzählung aus dem Buch Daniel: zwei Richter hatten sich in die verheiratete Frau verliebt und bedrängten sie während ihres Bades.
Die jedoch standhaft gebliebene Frau wurde von den abgewiesenen und in ihrem Stolz verletzten Männern dann völlig zu Unrecht des Ehebruchs beschuldigt und zum Tode verurteilt. Aufgrund der geschickt gestellten Fragen beim Verhör durch den Propheten Daniel erkannte man aber letztlich die wahren Sünder und konnte den Richtern ihre Vergehen nachweisen. Sie erhielten ihre gerechte Strafe und wurden getötet, während Susanna die Freiheit wiedererlangte.
Da der Brunnen während der Regierungszeit von Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau entstand, erzählt man sich, dass die badende Dame möglicherweise auch die langjährige Lebensgefährtin des Herrschers, Salome Alt sein könnte. Wolf Dietrich hatte sich während eines Festes in der Altstadt in die hübsche Kaufmannstochter verliebt und war bald darauf eine eheähnliche Beziehung mit ihr eingegangen. Während ihrer über 22jährigen Partnerschaft schenkte Salome ihrem Lebensgefährten 15 Kinder, von denen 10 das Jugend- bzw. Erwachsenenalter erreichten. Dass der Brunnen der Susanna tatsächlich mit der schönen Salome etwas zu tun hat, ist allerdings nur ein nettes Gerücht und konnte nie belegt werden.
Wir verabschieden uns nun von Susanna oder Salome und durchqueren den Mirabellpark, um genau gegenüber, auf der anderen Seite der Anlage zum Orangeriegarten zu gelangen.
Dies ist ein kleiner Vorgarten, in dessen Mitte sich wieder ein kleiner Brunnen befindet. Diesmal handelt es sich um ein modernes Kunstwerk, das 1984 von Josef Magnus geschaffen wurde und sich auf Mozarts berühmteste Oper, die Zauberflöte bezieht. Inmitten des runden Wasserbeckens, das wiederum von bunten Blumen eingerahmt wird, sitzt eine mit Federn geschmückte bronzene Papagena, die Gefährtin von Papageno – das „Mädchen oder Weibchen“, das sich der Vogelfänger in seiner berühmten Arie sehnlichst wünscht.
Begleitet wird die junge Dame von kleinen zierlichen Vögeln, die sich auf ihrem Kopf, auf der linken Schulter und auf ihren Händen niedergelassen haben. Aus den Schnäbeln der Tiere spritzen zarte Wasserstrahlen. Aber nicht nur künstliche Vögel fühlen sich hier, bei Papagena sehr wohl; nein – oft statten ihr auch echte Meisen, Spatzen und sogar Entenmamas mit ihren Jungen einen Besuch ab.
Am Brunnen vorbeischlendernd, erreichen wir nun das Orangerie-Gebäude, das zahlreichen exotischen Pflanzen in der kalten Jahreszeit Schutz vor niedrigen Temperaturen bietet.
In der Barockzeit durften in den gepflegten Grünanlagen der Herrscher Orangenbäumchen und andere Ziergewächse nicht fehlen, waren doch gerade die hell leuchtenden Früchte dieser Zitruspflanzen, die in manchen Ländern auch Apfelsinen genannt werden, Zeichen fürstlicher Tugend. Außerdem galten sie als Symbole für die goldenen Äpfel aus dem mythischen Garten der Hesperiden, die dem griechischen Helden Herkules ewige Jugend und Kraft verliehen.
Das frei zugängliche Gewächshaus mit seinen meterhohen Palmen, bunten Orchideen, Zitrus- und Orangenbäumchen und vielen anderen exotischen Pflanzen ist ein kleines Paradies abseits vom geschäftigen Treiben der Stadt. In einem kleinen Tümpel tummeln sich muntere Goldfische und mit etwas Glück kann man auf den Felsen auch Schildkröten bei ihrer Rast entdecken, wenn sie sich nicht gerade im dunklen Wasser verstecken. Am Rande des Brunnens sitzt auf einem Steinquader ein Jüngling aus Bronze, der auf einer Flöte spielt. Die Figur des Musikers wurde vom österreichischen Bildhauer Alois Lidauer geschaffen und lässt vermuten, dass es sich bei der schlanken, zierlichen Skulptur um Prinz Tamino handelt, der mithilfe seiner Zauberflöte verschiedene Aufgaben bewältigen muss, um zu seiner geliebten Prinzessin Pamina zu gelangen und sie befreien zu können.
Bei einer großen Vogelvoliere dürfen wir noch das lustige Geplauder der hübschen „Unzertrennlichen“ oder Liebesvögel beobachten und belauschen. Der Name dieser geselligen, ursprünglich aus Afrika stammenden Zwergpapageien kommt von ihrer starken Paarbindung, die meist ein ganzes Leben lang andauert. Wenn sie sich nicht gerade in ihren kleinen Nist- und Brutkästchen aufhalten, fliegen und hüpfen die gefiederten bunten Tiere fröhlich singend und pfeifend in ihrer geräumigen Wohnung umher, knabbern an knusprigen Körnern, die sie an den Futterstationen finden, und freuen sich über viele Besucher.
Nach Verlassen des Palmenhauses gelangen wir über eine kurze Treppe aus dem Garten hinaus auf den Mirabellplatz, wo man den Bus zurück in die Altstadt nehmen kann.
Die Orangerie ist ganzjährig, täglich zwischen 09.00 und 16.00 Uhr geöffnet. Der restliche Mirabellgarten ist von zirka sechs Uhr früh bis zum Einbruch der Dämmerung geöffnet, wobei in den Wintermonaten einige Bereiche und Wege nicht begehbar sind.
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