Das Wiener Burgtheater
von Katharina Mölk
15. Oktober 1955: das Burgtheater in Wien wird nach den Kriegswirren und der Besatzungszeit mit der ersten Vorstellung feierlich wiedereröffnet.
Das Burgtheater in Wien ist inzwischen eine Institution: es ist eines der bekanntesten Theaterstätten im deutschsprachigen Raum. Doch in diesem Beitrag soll die Geschichte des Hauses kurz beleuchtet werden.
Nachdem mit der Ringstraße nun ein Prachtboulevard um die Wiener Innenstadt errichtet werden sollte, wollte man auch das kaiserliche Burgtheater an diese prominente Straße verpflanzen. Ursprünglich befand sich das Burgtheater im Hofburgkomplex in Richtung des Michaelerplatzes.
Am 12. Oktober 1888 wurde dort die letzte Vorstellung gespielt. Danach brach man diese Spielstätte ab und das Ensemble übersiedelte an das neue Gebäude am Ring. Dieses wurde am 14. Oktober 1888 mit Grillparzers „Esther“ und Schillers „Wallensteins Lager“ eröffnet.
Das neue k.k. Hofburgtheater wurde von den Architekten Gottfried Semper und Karl von Hasenauer errichtet. Das Gebäude wurde an die italienische Hochrenaissance angelehnt. Die Fassade ist geschmückt mit verschiedenen Allegorien, sowie Büsten berühmter Theaterdichter. Der Innenraum wurde prächtig ausgestaltet. Verantwortlich für die Deckengemälde in den beiden Stiegenhäusern des Theaters war die Künstlerkompanie: Franz Matsch, Gustav und Ernst Klimt – die 3 haben sich im Deckengemälde über dem Eingang zum Zuschauerraum sogar selbst verewigt. Von Kaiser Franz Joseph bekamen sie für ihre Arbeit das Goldene Verdienstkreuz verliehen.
Während der 14jährigen Bauzeit kam es zu einem Streit zwischen den beiden Architekten: Karl Hasenauer wollte ein reines Logentheater errichten, während sich Gottfried Semper für ein Rangtheater aussprach. Die Konflikte gab es auch beim anderen gemeinsamen Bauprojekt der beiden: das Kaiserforum mit den Zwillingsmuseen. Schließlich verließ Semper im Jahre 1876 Wien, um sich in Rom von gesundheitlichen Problemen zu erholen und Hasenauer konnte seine Idee des Logentheaters realisieren.

Fassade am Burgtheater in Wien, ©miroslav110
Doch bereits 1897 musste der Zuschauerraum umgebaut werden, weil die Akustik nicht gut genug war.
Nach dem Zusammenbruch der Monarchie wurde das Burgtheater der Republik übertragen.
1922 kam eine weitere Spielstätte dazu: das Akademietheater.
Am 8. Mai 1925 ereignete sich unglaubliches während einer Vorstellung im Burgtheater: während einer Vorstellung von „Peer Gynt“ wurde ein Zuschauer erschossen. Das Publikum dachte, die Schüsse gehörten zum Stück, doch es war tatsächlich ein Mord, der im Zuschauerraum verübt wurde. Die Mazedonierin Mencia Carniciu hatte eine Pistole in ihrem Unterkleid versteckt, mit der sie den vor ihr sitzenden bulgarisch-mazedonischen Freiheitskämpfer Todor Panitsa erschoss. Mehr Informationen findet ihr hier: Ein echter Mord im Burgtheater.

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Während der NS-Zeit wurden Ensemblemitglieder mit jüdischem Hintergrund entlassen oder verhaftet; ; ein Schauspieler, Fritz Strassny, wurde in einem Konzentrationslager ermordet. Adolf Hitler besuchte das Theater 1938. Der Spielplan wurde stark zensuriert, aber der Spielbetrieb lief weiter bis zum Jahr 1944, als es im Zuge der allgemeinen Theatersperre geschlossen wurde.
Durch einen Bombentreffer am 12. April 1945 wurde das Theater stark beschädigt. Nur die Stahlkonstruktion des Zuschauerraums und der Bühne blieb erhalten, und die Deckengemälde und Teile des Foyers blieben fast unbeschädigt.

Burgtheater in Wien, ©sikaraha
Die sowjetische Besatzungsmacht wollte Wiens Kulturleben möglichst bald wieder in Gang bringen. Deshalb nahmen bereits Ende April 1945 vier Theater wieder ihren Betrieb auf. Das Burgtheaterensemble spielte vorübergehend im Ronacher, im Akademietheater und in der Hofburg. Die erste Vorstellung nach dem 2. Weltkrieg zeigte am 30. April 1945 Franz Grillparzers „Sappho“.
1948 wurde der Wettbewerb für den Wiederaufbau ausgeschrieben: Michel Engelhart bekam den Auftrag. Der Charakter des Logentheaters wurde weitgehend berücksichtigt und beibehalten, die zentrale Hofloge wurde allerdings durch zwei Ränge ersetzt, und durch eine neue, schräge Deckenkonstruktion im Zuschauerraum wurde die Akustik verbessert.
Am 14. Oktober kam es zur Wiedereröffnung des Gebäudes und am 15. Oktober fand die erste Vorstellung statt: Grillparzers „König Ottokars Glück du Ende“ inszeniert vom neuen Direktor Adolf Rott.
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