Das »Taj Mahal« Düsseldorfs
von Marion Rissart
Das »Taj Mahal« Düssel-dorfs
von Marion Rissart
Eine Kapelle aus Liebe im Lantz`schen Park – das »Taj Mahal« Düsseldorfs
Transit Non Sine Votis Mox Noster (Geh nicht vorüber ohne fromme Gebete, Du, bald der Unsrige). Mit diesen weisen Worten über dem Eingang empfängt die Kapelle im Lantz`schen Park ihre Besucher. Wohlwissend um die vergängliche Zeit, die ein jeder in sich trägt und in die er für einen Augenblick verweilen soll: mit sich, mit Gott und – nicht zu vergessen- mit der Liebe.
Kapelle der Liebe und des Besinnens
Nicht umsonst ist die heilige Stätte in Düsseldorf-Lohausen eine Memorial Kapelle. Erbaut aus Liebe zu seiner (zu ) früh verstorbenen Frau Mathilde, ließ der Industrielle Heinrich Viktor Lantz 1879 ein kleines Gotteshaus mit darunter liegenden Familiengruft errichten.
Mystische Lichtspiele auf prachtvollen Mosaiken
Nur ein Katzensprung von seinem spätklassizistischen Lantz`scher Herrenhaus entfernt, konnte er immer auf das von ihm erschaffene Andenken blicken. Ging er direkt hinüber und durchschritt die Eingangstür, stand Heinrich Lantz wie heute der Besucher direkt vor dem Altar. Was mag ihm zuerst ins Auge gefallen sein? Vielleicht schaute er zuerst auf den mit Heiligen- Mosaiken verzierten Rundbogen über der Apsis. Oder auf die bunten Kirchenfenster mit ihren biblischen Geschichten? Oder waren es eher die durchbrechenden Sonnenstrahlen in dem bunten Glas, die ihre irisierenden Lichtspiele auf die gegenüberliegenden Wände malten, die ihn faszinierten? Der Blick weiter zu dem mittlerweile liebevoll restaurierten Mosaikbild des hl. Paulus? Der hl. Elisabeth? Oder sah er zuerst das in blau- rotes Licht gesprenkeltes schlichte Holzkreuz auf dem Altar?
Den eigenen Puls spüren Vielleicht tat er aber auch etwas ganz anderes. Setzte sich einfach auf eine Kirchenbank. So wie heute der Kapellengast. Um zu schauen und wahrzunehmen. Denn in jedem Augenblick verändert sich das Licht und gibt einen neuen Blick auf irgendeinen Gegenstand frei. Bis jeder Lärm des inneren Gedankenkarussell von der Stille verschluckt wird.
Danach ist die moderne Welt ein bisschen anders
Irgendwann wird Heinrich Lantz wieder aufgestanden und aus der Tür getreten sein. Dann hat er auf das vor ihm liegende Rondell geblickt und den abendlichen Frieden genossen. Wir Besucher aus der Neuzeit dagegen stehen auf den Treppenstufen, blinzeln ins Sonnenlicht. Und werden die Urlaubsjets gewahr, die in der Einflugschneise Richtung Düsseldorfer Flughafen donnern. Die moderne Welt hat uns wieder. Dennoch ist für einen Moment alles anders. Ein bisschen.

© Marion Rissart
Mehr Texte von Marion Rissart gibt es unter: Die Ahnin – Das Leben unserer Ahnen
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