Ein Besuch im Schloss Mirabell

 

von Monika Bruckmoser

Ein besonders beliebtes Ziel, nicht nur für Touristen, sondern auch für die Bewohner Salzburgs ist das Schloss Mirabell mit seiner Blumenpracht im angrenzenden Garten.

Im Gebäude selbst befindet sich einer der beliebtesten und schönsten Trauungsorte der Welt: Der Marmorsaal, in dem jährlich etwa 1200 Ehen geschlossen werden. Aus nah und fern kommen die Verliebten, um sich hier in diesem romantischen Ambiente das Jawort zu geben.

Schon die Errichtung des prachtvollen Schlosses geht auf eine berührende Liebesgeschichte zurück, die sich in Salzburg vor etwa 400 Jahren zugetragen hat: Der damalige Herrscher, Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau hatte sich in die schöne Kaufmannstochter Salome Alt verliebt, die ihm im Laufe ihrer langjährigen Beziehung 15 Kinder schenkte. Für sie ließ er Anfang des 17. Jahrhunderts außerhalb der damaligen Stadtmauern ein prächtiges Schloss errichten und nannte es „Altenau“.

Später, unter Wolf Dietrichs Nachfolgern, wurde das Anwesen dann in „Mirabell“ umbenannt. Das Wort stammt aus dem Italienischen – „mirabile“ bedeutet bewundernswert, „bella“ heißt schön“ – Mirabella ist außerdem ein weiblicher Vorname, steht aber auch für den „schönen Blick“, den man von hier aus bis zum Stadtzentrum hinüber genießen kann. Mit den pflaumenartigen Früchten, den gelben Zwetschken oder Mirabellen, hat der Name des Schlosses – wie viele deutschsprachige Gäste oft annehmen – jedoch nichts zu tun.

Marmorsaal Mirabell;  ©Stadtgemeinde Salzburg, Foto: Johannes Killer

Marmorstiege, © Monika Bruckmoser

In den Zwanziger Jahren des 18. Jahrhunderts ließ Fürsterzbischof Franz Anton von Harrach Schloss Mirabell vom bekannten Barockbaumeister Johann Lucas von Hildebrandt großzügig umbauen; in diese Zeit fällt auch die Errichtung der vom Erdgeschoss in die oberen Stockwerke hinaufführenden Prunktreppe. In den seitlichen Wandnischen befinden sich Skulpturen aus hellem Untersberger Marmor, die vom bedeutenden österreichischen Bildhauer Georg Raphael Donner und seiner Werkstatt angefertigt wurden. Kleine marmorne Putti-Skulpturen, die von einem Schüler und Mitarbeiter Raphael Donners gefertigt wurden, zieren die Balustrade und säumen den Treppenaufgang. Mit ihrer lustigen Mimik und Gestik sind sie überaus beliebte Fotomotive bei den glücklichen Hochzeitspaaren.

Besonders die erste dieser kleinen Gestalten darf in keinem Erinnerungsalbum fehlen. Mit keckem Blick greift sie sich an die Stirn, als ob sie fragen wolle, ob sich die Verliebten alles gut überlegt haben oder etwa doch ein wenig verrückt sind. Sind sie wirklich ganz sicher, den Bund fürs Leben eingehen zu wollen?

Doch natürlich sind längst alle Zweifel ausgeräumt und zum Beweis dafür küssen sich die Verliebten innig vor dem Putto. Dann schreiten sie anmutig über die Treppe hinauf. Begleitet werden Brautpaar und Hochzeitsgäste von weiteren kleinen Steinfiguren, die nun mit ihren Fingern den Weg zum Glück, nämlich bis zum Trauungssaal im ersten Stock, weisen. Dieser prunkvolle Festsaal ist mit verschiedenen Marmorarten, Marmorimitationen und vergoldetem Stuck ausgestattet.

Leider wurde allerdings bei einem großen Stadtbrand im Jahr 1818 ein großes Deckengemälde von Johann Michael Rottmayr zerstört und konnte nicht mehr in seiner ursprünglichen Art rekonstruiert werden. Glücklicherweise blieb der Rest des Raumes jedoch nahezu unbeschädigt, einige andere Gebäudeteile hingegen wurden ebenfalls ein Raub der Flammen und mussten nach dem Unglück wiederaufgebaut werden.

Marmorstiege, © Monika Bruckmoser

Auch heute noch beeindruckt der prächtige Marmorsaal zahlreiche Besucher. Unter dem Wappen der Stadt Salzburg, das die Festung, das Wahrzeichen Salzburgs, mit ihren imposanten Türmen zeigt, befindet sich ein langer heller Marmortisch, an dem bei den Trauungen der Standesbeamte sowie das Brautpaar mit seinen Trauzeugen sitzen, während die Gäste in den Stuhlreihen dahinter Platz nehmen.

Marmorsaal, © Monika Bruckmoser

Hier, wo vor vielen Jahren auch schon Vater Mozart mit seinen Wunderkindern Nannerl und Wolferl musizierte, finden außer den stimmungsvollen Hochzeitsfeiern auch regelmäßig die sehr sehenswerten Salzburger Schlosskonzerte statt.

Schon unter Fürsterzbischof Wolf Dietrich wurde im Parterre des Schlosses die Johannes-von-Nepumuk-Kapelle errichtet und im Laufe der Jahrhunderte mehrmals umgestaltet. Seit dem Jahr 1938 wird sie von der Altkatholischen Kirchengemeinde Salzburg genutzt.

Die Räumlichkeiten des weitläufigen Gebäudes werden heute für Verwaltungszwecke genutzt; so befinden sich beispielsweise die Amtszimmer des Magistrates sowie das Büro des Bürgermeisters der Stadt Salzburg im Schloss Mirabell.

Im angrenzenden Mirabellgarten gibt es einen kleinen versteckten Brunnen, der nach der Erzählung so mancher Bewohner Salzburgs an die schöne Salome und ihre Liebe zum Salzburger Erzbischof erinnern soll. Mehr dazu erfahren Sie demnächst in einem weiteren Beitrag.

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