Aktaion und Diana

 

von Veronica Maresca

Aktaion und Diana – Mythos und Kommunikation in der Kunst der Antike

Kunst, das wortlose Mittel der Kommunikation in der Antike

In der Antike hatte Kunst einen viel höheren Stellenwert als heute. Sie war das wortlose Mittel, bewusst sich selbst, seinen Besitz und seine soziale Position darzustellen. Der Gast wusste sehr oft schon an der Schwelle, auf welche Persönlichkeit er treffen wird, wie wohlhabend diese war, an was sie glaubte oder welches ihre Lebensthemen sind. Meine nächsten Artikeln werden sich daher mit unterschiedlichen Themen befassen, von der Mythologie bis zu der Architektur. Für die Besucher von heute erscheint vieles als „einfach wunderschön“, doch für die damaligen Einwohner bedeutete das identische Dekorationselement viel mehr – es sagte etwas über sie selbst aus.

Diana, Pompeji; © Veronica Maresca

Die Mythischen Themen

Den Mythos von Aktaion und Artemis

Ein sehr beliebtes Thema, das wir in Pompeji wie auch in Herkulaneum in vielen Häusern dargestellt finden, ist der Mythos des armen Aktaion und der Diana, wunderbar beschrieben in den Metamorphosen von Ovid:

„Aktaion war ein Enkel des Kadmos. Nach erfolgreicher Jagd hatte er zur Mittagszeit seine Gefährten mit den Speeren und Netzen bis zum folgenden Morgen nach Hause geschickt. Artemis, hatte sich in Gargaphia in Böotien in einem heiligen Hain eine Quelle eingerichtet, in der sie nach erfolgreicher Jagd zu baden pflegte.

Eine der Nymphen nimmt ihr die Jagdwaffen ab, Krokale aus Theben richtet ihr Haar, während ihre Kolleginnen Nephele, Hyale, Rhanis, Psekas und Phiale die Göttin aus Wasserkrügen benetzen. Sorglos durch den Wald streifend, betritt Aktaion die Grotte und überrascht die Badende.“

Ruinen der archäologischen Stätte in der antiken römischen Stadt Ercolan, die beim Ausbruch des Vulkans Vesuv 79 n. Chr. unter Vulkanasche begraben wurde; © scrisman

Das heißt,  die Begegnung war rein zufällig, sie war von Aktaion weder gewollt noch provoziert und er trug keine Schuld daran. Trotzdem passiert das Folgende

„Die Nymphen suchen die Blöße der Göttin mit ihren Leibern zu decken, die sie jedoch um Haupteslänge überragt und unter dem Blick des Sterblichen glühend errötet. Ihres Bogens beraubt bespritzt sie Aktaion mit dem Wasser der Quelle und ruft ihm zu: „Nun sag, wenn Du kannst, du habest mich nackt gesehen!“

Daraufhin findet die Metamorphose des Jägers statt, es wächst Ihm ein Geweih aus der Stirn, seine Ohren werden länger, Hände und Füße wandeln sich zu Pfoten und ein geschecktes Fell bedeckt seinen Körper. Er ergreift die Flucht und ist selbst erstaunt über seine Geschwindigkeit. Als er schließlich sein Spiegelbild im Wasser erblickt, will er vor Erstaunen schreien, aber seine menschliche Stimme ist verschwunden und nur ein Stöhnen entringt sich seiner Kehle.

Sein Verstand blieb unverändert und er überlegt, was er tun soll, während Tränen über sein pelziges Gesicht rinnen. Scham hält ihn vom Palast seines Vaters fern, Angst von den Wäldern der Umgegend. Und plötzlich hört er seine Hunde, sie verfolgen ihn, angespornt von seinen eigenen Freunden, die nur bedauern, dass Aktaion selbst diese Jagd versäumt. Sie rufen nach ihm und bemerken nicht, wie der Hirsch noch auf den Namen lauscht, während ihn seine eigenen Hunde zerfleischen.

Wieso ist dieses Thema so oft dargestellt?

Ist es einfache Grausamkeit einer besonderen Göttin, dessen Nacktheit und Jungfräulichkeit nicht für die Augen Sterblicher gedacht war?

© Veronica Maresca

Oder ist viel mehr hinter diesen Mythos?

Giordano Bruno hatte eine andere Auffassung dieser Erzählung. Für ihn spricht die Geschichte von den Konsequenzen für Sterbliche, die versehentlich in die Angelegenheiten der Götter verwickelt sind und die unvermeidlichen Tragödien, die ihnen widerfahren, kennzeichnen die griechischen Götter als äußerst gleichgültig gegenüber dem Schicksal der Menschen. Es gibt keine Vergebung, kein Bedauern, keine Erlösung oder eine zweite Chance für diejenigen, die ihnen und ihrem unerbittlichen Willen begegnen.

Fazit

Das könnte bedeuten, dass ich in meinem Haus, in meinem intimen Reich, auf eine Verletzung meiner Privatsphäre so reagiere wie die Göttin Diana, unabhängig davon, ob dein Eindringen gewollt oder ungewollt war. Es könnte ein einfaches Erinnern an die Grausamkeit einer Göttin sein oder sogar eine Kritik an dieselbe Grausamkeit der Höheren. Wieso sich also der Gottheit nähren? Die Antwort ist jedem frei überlassen.

Atteone da Casa di Octavio Quartio, © Veronica Maresca

Aktaion und Diana in den Ausgrabungen

Eine Darstellung diesen Mythos finden wir in Pompeji im Haus des Octavius Quartio.

Das “Haus der Hirsche” in Herkulaneum trägt diesen Namen dank der wundervollen Marmorstatuen, die den Hirsch zeigen.

Tipp

Um mehr über diesen Mythos und die Interpretation dieser Geschichte im Laufe der antiken Literaturgeschichte zu erfahren, empfehle ich die Metamorphosen von Ovid Giordano Bruno “Sulle Passioni Eroiche” (1652).

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